Dienstag, 8. Dezember 2015

Ein Tag bei Watson


Ein sonniger Herbstmorgen, wir steigen in die S12 nach Winterthur Seen. Jedoch steigen wir heute, nicht wie jeden morgen in Wettingen, sondern in Zürich beim Bahnhof Hardbrücke aus. Denn wir gehen heute zum News-Portal Watson, dem Schweizermeister in Online-News, das in Zürich sein „HQ“ hat.

Wir folgen Google Maps, bis wir das Watson-Logo an einem Gebäude, das weiss angestrichen ist, erkennen können. Die Umgebung Hardbrücke sieht auf den ersten Blick nicht sonderlich schön aus. Vor allem die vielen Baustellen stören das Bild. Jedoch entdeckt man, wenn man einmal nicht mehr unter dieser Brücke ist schöne Gebäude, wie auch den Prime Tower, aber auch kleinere und bunte Gebäude.
 
Als wir dann beim Gebäude ankommen, zögern wir zuerst hineinzugehen, denn wir sind 10 Minuten zu früh. Als es uns nach fünf Minuten zu kalt wird, gehen wir hinein. Was uns zuerst in Auge sticht ist die pinke Tür, die uns vom Watson Office trennt. Nach einer kurzen Nervositätspause geht es los mit dem Abenteuer.
Beim Eingang wird man von dieser pinken Watson-Farbe regelrecht überrumpelt, was jedoch nicht negativ gemeint ist. Eine Frau, die zufällig gerade, beim Empfang anwesend ist, sagt uns, dass unser Ansprechpartner noch auf dem Weg sei.

Als unser Ansprechpartner, Franz Ermel dann um neun Uhr, pünktlich zur Redaktionssitzung eintrifft, machen wir uns gleich mit ihm auf dem Weg nach oben in den Sitzungsraum. Dort findet die tägliche Redaktionssitzung statt. Es wird konkret diskutiert, obwohl sie manchmal auch abschweifen. Es wird hauptsächlich besprochen zu welchen Themen heute Storys veröffentlicht werden. Wir selber dürfen unsere Meinung auch einbringen. Bei einer Diskussion um einen Artikel, wie verschiedene Kulturen trauern (im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris), werden wir nach unserer Meinung gefragt, ob wir den Artikel lesen würden oder nicht. Wir haben unterschiedliche Meinungen, doch zum Schluss wird dann doch bewilligt, dass dieser Beitrag geschrieben werden darf.

Die Terroranschläge in Paris stehen im Vordergrund. Man diskutiert, ob man jemanden nach Belgien schicken sollte, um dort vor Ort berichten zu können.
Die Stimmung ist unseres Erachtens eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spass. Fast jeder hat seinen Laptop aufgeklappt und bei vielen ist der heutige Tagesplan geöffnet, das Tastaturenklicken ist omnipräsent. Am Gespräch beteiligen sich vor allem drei Männer: Hansi, Maurice und Olaf. Andere geben selten Inputs oder sagen gar nichts.

Nach der Redaktionssitzung machen wir uns mit Franz wieder auf den Weg nach unten. Er will uns eine kleine Führung durch die Redaktion geben.
Das Office kann man sich als einen quadratischen Donut vorstellen.
Es ist schön und modern eingerichtet und passt zu Watsons “Firmen-Philosophie“. Aktuell, Modern und Pink (und Katzen)!




Der Rest der Redaktion ist eigentlich normal, wie bei jedem „Grossraumbüro“.
Tische, Stühle, Computer. Jedoch unterscheidet sich jeder Arbeitsplatz in dem, was auf dem Computer gearbeitet wird. Wir schauen den Redakteuren über die Schultern. Die einen arbeiten an der Anordnung der Artikel, andere schauen Katzenvideos und Beiträge werden auch fleissig geschrieben. Jedoch sind wir überrascht wie „wenige“ (etwa 40) Leute für so eine grosse Seite arbeiten. Wir erfahren, das bei der (blauen) Konkurrenz etwa 60 Leute in der Onlineabteilung arbeiten.

«Wir dachten nicht, dass wir verhältnismässig so wenige Leute für so eine Seite brauchen.»

Eine Person sticht besonders heraus, denn er ist alleine an einem grossen, ovalen Tisch vor zwei besonders grossen Monitoren. Was er macht kann man mit Tetris-Spielen vergleichen. Denn er gestaltet die Frontseite, die aus Kacheln besteht.


Wie gehst du bei der Gestaltung der Frontseite vor?

Zuerst kommen die fertigen Artikel aller Ressorts zu mir. In digitaler und analoger Form, also einmal in unserem System und einmal in ausgedruckter Form. Die Redakteure können von jedem Teil der Erde Artikel auf unserem System schreiben. Wir haben auch Mitarbeiter in Australien und auf Bali (die will übrigens Tauchlehrerin werden).
Danach entscheide ich, wo der Artikel auf der Front auftauchen soll. Zu Oberst erscheinen die aktuellen Themen, als Auflockerung in der Mitte eher die Unterhaltungsartikel, wie Videos, Picdump bis hin zu den Quiz zu Unterst.
Ich gestalte die Frontseite also nach Aktualität und Kategorie.


Wie erfahrt ihr von den neusten Ereignissen aus der Welt?

Ohne unser Radartool (Bild), wäre es unmöglich, so schnell aktuelle Artikel zu schreiben. Dort tauchen die neusten Nachrichten von den verschiedenen Agenturen, wie zum Beispiel der SDA und von unseren Partnern, der Aargauer Zeitung und vom Spiegel auf. Wenn ihr auf watson.ch einen User Input schreibt, wird der auch im Radartool angezeigt.
Da der Wettbewerb um die aktuellste und schnellste Newsüberbringung immer gross ist verwenden wir Twitter, um am schnellsten an die aktuellsten News zu gelangen. Denn alle Newsportale haben ein solches Radartool und wenn alle die Benachrichtigung zur gleichen Zeit sehen, können wir nicht die schnellsten sein. Mit Hilfe von Twitter haben wir einen kleinen Vorsprung.


Wie stellst du sicher, dass die Front nicht langweilig erscheint?

Zuerst einmal denke ich, dass das Design der Front nicht langweilig werden kann, denn das Design ist sehr wild und nicht monoton. Aber auch Bilderstrecken werden als Auflockerung gebraucht. Anstatt immer nur nach unten zu wischen, wischt man bei Bildstrecken auch mal seitlich. So entwickelt sich eine gewisse Abwechslung.


Wir versammeln uns in der Zwischenzeit immer wieder an „unserem eigenen Redaktionstisch“, um uns zu besprechen. Im Hintergrund hört man das Tastenklicken, aber auch die Kaffeemaschine wird an diesem Tag mehrmals benutzt. Dieses Surren, wie man es aus Filmen kennt. Ein normales Bürogeräusch. Teilweise hört man auch Gespräche und Gelächter zwischen verschiedenen Leuten.
Sonst arbeiten eigentlich viele für sich. Schreiben Beiträge, schauen Videos oder recherchieren für den nächsten Beitrag. Nur vereinzelt tauchen aus dem Hintergrund Gespräche auf. Nach einer kurzen Social Media Pause unserseits gingen wir dann auch direkt los zum Social-Media-Beauftragten von Watson.


Wie wägt man ab welche Artikel auf Facebook oder Twitter laufen werden und warum sie nur auf Facebook erscheinen?

Auf Twitter tweeten wir vor allem Beiträge, die trenden oder Beiträge, die momentan aktuell sind. Auch politische Themen sind auf Twitter beliebt, weil Twitter eher von Businessleuten genutzt wird. Ausserdem werden Diskussionen geführt und fleissig retweetet. So verbreitet sich der Tweet manchmal sehr schnell in der ganzen Schweiz. Auf Facebook werden eher „Katzenvideos“ gepostet, weil die Leute eher auf Unterhaltung ausgerichtet sind und die Beiträge meist weniger seriös sind. Das Ziel der Posts ist immer das gleiche: Neue Leser!


Woher habt ihr die meisten Leser? Facebook oder Twitter?

Facebook ist für uns relevanter als Twitter, denn man teilt die Beiträge mit Leuten die man persönlich kennt. Das hat eine ganz andere Wirkung, als wenn man die Personen nicht kennt. Man teilt den Beitrag lieber, wenn man ihn auf einem Profil eines Facebook Freundes gesehen hat. So haben wir viel mehr Leser von Facebook. Es können auch ältere Beiträge wieder gepostet werden, um ihnen wieder neues Leben einzuhauchen.


Welche Mittel verwendet ihr, um eure Beiträge aus dem Informationsfluss herausstechen zu lassen?

Wir verwenden Emojis, aber auch Bilder und Videos sind immer wieder beliebt. Auch eine gute Schlagzeile ist wichtig, um den Leser „gluschtig“ zu machen, den Artikel zu lesen.


Wollt ihr eigentlich auch andere Medien verwenden um eure Beiträge zu verbreiten?

Ja, gewisse Sachen sind in Planung, jedoch werden wir, nicht wie andere Newsplattformen Snapchat nutzen, sondern Whatsapp als Medium brauchen. Wir glauben mit Whatsapp noch mehr Menschen erreichen zu können, denn Leute werden die Push- Nachrichten wahrscheinlich auch in Gruppenchats weiterleiten, nicht so die normalen Push Nachrichten von heute. Wir erhoffen uns damit neue Leser und schnellere Newsverbreitung!  Auf Whatsapp werden wir wichtige Schlagzeilen, aber auch Traffic-News verschicken.

«Watson ist wie ein Rudel Wildschweine. Im Dickicht des World Wide Web graben wir die besten Geschichten aus. Ganz knapp: Wir pflügen die Online-Newslandschaft um.»

Und dann ist auch schon Mittag. „Gehen wir ins Hive?“, fragt Lina. Alle stimmen zu, also machen wir uns auf den Weg.
Ein paar Hipster- und Vintageläden weiter sind wir angekommen. Ein herziges Hipsterrestaurant. Wirklich cool eingerichtet. Jung und spritzig. Mit paar coolen Akzenten. Zum Beispiel die bunten Fenster oder die Speisekarte an den Spiegeln. Nach einem durchaus delikaten Mahl (Danke an Hansi) und guten Gesprächen geht es wieder zurück ins "Donut"-Office.

Nach diesem feinen „Zmittag“ wollen wir doch noch einen kurzen, virtuellen Verdauungslauf machen, also ging es zum Ressort Sport.

Speziell an dieser Kategorie ist es, dass sie einen eigenen Twitter-Account haben, denn nach der Aussage von Ralf würde Sport nur 50% der Leute ansprechen. Da sie täglich sehr viel zu berichten haben würde der Twitter-Account eher aus Sport-News, anstatt anderen News bestehen. So haben sie sich entschieden einen eigenen Account zu gründen.

Im Hintergrund hört man einen Sportmoderator des SRF. Woher kommt diese Stimme? Aha, der Fernseher läuft, denn die Watson Redakteure gehen nie live an ein Sport-Event. Sie verfolgen sie immer per Fernseher, Twitter und Liveübertragungen. Denn am Fernseher hat man immer die aktuellsten Zeitlupenbilder, aber auch Meinung zur Stelle.
Die perfekte Voraussetzung, um einen Live-Ticker zu schreiben. Diese werden hauptsächlich aus der Redaktion, manchmal aber auch von zu Hause aus geschrieben.


Wenn wir schon beim Schreiben von Artikeln sind. Wie werden diese Artikel überhaupt geschrieben?

Die Artikel werden auf unserem „CMS“ (Content Management System) geschrieben. Dort befindet sich auch das vorher erwähnte Radartool. Aber es macht auch das Schreiben von Beiträgen kinderleicht. Man kann die verschiedenen Elemente, wie Umfragen, Quiz, Untertitel und vieles mehr direkt in das „Textdokument“ hineinziehen. In diesem Video findet man eine gute Erklärung dafür. Ein wirklich gutes System!




Nach einem anstrengenden Nachmitttag geht es dann zum Schluss, als es schon eindunkelt, noch zum Ressort Digital & Games. Dort lernen wir Philipp kennen. Wir dürfen bei Spielen, die er ausprobieren und bewerten muss, mitspielen. Sie wurden von Studenten produziert, manche waren besser, andere schlechter.
Jedoch bedenken wir auch, dass es schon sehr viel Aufwand mit sich bringt ein kleines Game zu entwickeln, also haben wir vollen Respekt den Studenten gegenüber.
Jetzt ist es schon dunkel draussen und die ersten Redakteure gehen schon nach Hause. Auch wir machen uns langsam und vollbepackt mit Werbeartikeln auf den Heimweg.
Danke nochmals an das ganze Watson Team, dass wir diesen Tag bei euch verbringen durften! Es war super!

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